Dienstag, 25. Januar 2011

Montag 31. Mai 2010: Ismayilli, Säki (165 km)


Die Biwakiererei ist für mich einfach die schönste Art einzuschlafen und aufzuwachen. Als ich fast schon abfahrbereit bin, steht plötzlich aus dem Nichts ein junger Mann mit Pferd neben mir. Wir verständigen uns wortlos darauf, kurz das Transportmittel zu tauschen. Apropos, von der Sprache ist ohne entsprechende Kenntnisse kein einziges Wort auch nur ansatzweise zu verstehen. Englisch höre ich außerhalb von Baku nie, am ehesten würde noch Russisch bei älteren Leuten gehen.
Traum-Biwakwiese
Alternative zum Drahtesel
Ich weiß nicht, wer von uns Beiden sich uneleganter bewegt, aber er hat das Pech, von mir vom Pferd aus gefilmt zu werden (bei 0:28 verliert er die Kontrolle). In der zweiten Hälfte des Videos sieht man seinen Samowar-Stand auf der Passhöhe (1050 HM), wo er glaube ich den ganzen Tag verbringen wird. Natürlich möchte er mich mit Tee abfüllen, so viele Touristen kommen hier wahrscheinlich nicht vorbei, die ihm Gesellschaft leisten könnten, aber ich muss weiter, außerdem ist es ohne ein gemeinsames Wort zu kennen, echt anstrengend (außer çay - Tee natürlich).
Es folgt nun bis zum Abend eine wirklich faszinierende Wegstrecke am Fuß des Großen Kaukasus. Viel unverbaute Natur, die Flüsse kommen ungebändigt direkt aus den Bergen, die Flussbetten sind sehr breit. Nur einmal zwingt mich ein kurzer sehr heftiger Regenschauer zum Anhalten, ansonsten ist es angenehm nicht zu heiß, da die Straße recht hoch liegt. Alle paar Kilometer sieht man frei herumlaufende Pferde, Schafe, Ziegen. Die Straßen sind gut, der Verkehr sehr dünn. Ständig wird man wieder zum Tee eingeladen, alle Leute winken, eigentlich könnte ich meinen zurückwinkenden Arm gleich ganz oben lassen, ich komme mir vor wie ein Staatsbesuch. In dieser friedlichen Stimmung stoße ich auf das erste größere "1941 - 1944" Denkmal. Hier mache ich kurz Pause und trockne meinen Schlafsack.
Auch mein Rad wird geschmückt
Erstes großes Kriegsdenkmal
Schaf-Siesta
Friedliches Nebeneinander
Tor in den Kaukasus
Bin auch aus Bayern
Zweimal werde ich wortlos zum Pferd-gegen-Drahtesel-Rennen herausgefordert. Das gegen den einzelnen Reiter verliere ich natürlich, aber den Pferdewagen kann ich abhängen. Ich möchte heute bis Säki fahren und wie Meister Chris (on the bike) in der Karawanserei übernachten. Das zieht sich aber noch. Vom Ortseingangsschild in Säki, das ich erst nach 22 h erreiche, sind es noch 6 endlos lange Kilometer bergauf in die Karawanserei. Vor 7 Jahren hatte Chris 6 EUR für seine Suite bezahlt, heute sind es 20 EUR, dafür bekommt man mittlerweile eine warme Dusche, und der Strom funktioniert. Es ist eigentlich der erste größere Geldbetrag seit Baku. Dort hatte ich am ersten Tag ruckzuck 200 EUR verbraucht (ohne Übernachtung), in den folgenden beiden Tagen insgesamt nur etwa 5 EUR, da ich fast immer eingeladen wurde.